Franz Hodjak
Vergangenes Jahr wurde Franz Hodjak 80 Jahre alt. In seinem Geburtstagsartikel nannte Alexandru Bulucz in der FAZ Hodjak den »Meister der Erleidenslyrik«. Auch seine Gedichte im Band Ewig ist das Vorläufige zeugen davon und machen zudem deutlich, dass Hodjak in der Tat »einer unserer sprachgewaltigsten Dichter« ist. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Preis (1990), dem Nikolaus-Lenau-Preis (1996), der Kester-Haeusler-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2005) oder dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis (2013). Bei Königshausen & Neumann hat Franz Hodjak 2023 einen Band mit Aphorismen veröffentlicht, unter dem schönen Titel Das Glas gibt dem Wein die gewünschte Form. Auch in der kleinsten literarischen Form ist Franz Hodjak ein Meister!
Zu seinem 80. Geburtstag ist in der Siebenbürgischen Zeitung ein schöner Text zu Franz Hodjak erschienen, unter dem Titel „Ich spreche Frühling, ich spreche Schnee, und ich spreche ein wenig Asche“. Er ist frei zugänglich. Ihr findet den Artikel HIER zum weiterlesen.
Was nicht da ist
Die Angst ist wie ein
Kerzenlicht, das bis an sein Ende
zittert. Im nördlichen Licht liegt mehr
Weitsichtigkeit, im südlichen Licht mehr
Liebe, und vielleicht ist das Vergessen
eine Vorstufe des Todes. Was
nicht da ist, ist bloß nicht da,
weil wir es noch nicht entdeckt
haben. Der Morgen ruht sich noch
eine Weile in meinen Gedanken aus.
Ich bin das Ergebnis von zwei,
die sich belogen haben. Jemand kommt
und geht so oft, dass der Eindruck
entsteht, wir alle gehen und kommen
unaufhörlich, und alles scheint
nur so verworren, weil es stimmt.
Und wie jeder merke auch ich, je älter
man wird, umso lauter ticken die Uhren.